OeNB Oesterreichische Nationalbank (Jubiläumsfonds)
Vorhandene empirische Evidenz zeigt, dass die Anzahl überschuldeter Haushalte in Österreich in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Überschuldung bedeutet, dass mit dem vorhandenen Einkommen fällige Schulden nicht in einer angemessenen Frist zurückbezahlt werden können. Dies kann zur ökonomischen Destabilisierung und in weiterer Folge zu Armut und sozialer Ausgrenzung der betroffenen Haushaltsmitglieder führen. Wird Überschuldung als Ausgrenzungsprozess verstanden, kommt den einzelnen Prozessphasen entscheidende Bedeutung zu: so müssten aus sozialpolitischer Sicht je nach Prozessphase unterschiedliche Interventionsmaßnahmen gesetzt werden.
Das vom Jubiläumsfonds der OeNB geförderte Projekt verfolgte drei Zielsetzungen. Es wurden die gegenwärtige Anzahl und Zusammensetzung überschuldeter Personen in der EU-27 eruiert sowie gegenwärtigen Politikansätze gegen Überschuldung dargestellt. Es wurden für Österreich typische Überschuldungskarrieren untersucht und auf dieser Grundlage spezifische Phasen des Überschuldungsprozesses abgeleitet. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden schließlich, sozialpolitische Interventionsmöglichkeiten vorgeschlagen, die es ermöglichen sollen, Überschuldung in Österreich besser zu verhindern bzw. zu bekämpfen.
Zur Erreichung dieser Forschungsziele kamen verschiedene Erhebungsmethoden zum Einsatz: Neben einer Literaturrecherche wurden sowohl qualitative Untersuchungen (problemzentrierte Interviews mit Klient/inn/en der bevorrechteten Schuldnerberatungsstell in Wien) als auch quantitative Analysen (Querschnittsuntersuchungen der UDB Version des EU-SILC 2005 für die EU-27 und des österreichischen EU-SILC 2008, das ein Sondermodul zu Fragen der Ver- und Überschuldung enthält; Längsschnittuntersuchung des ECHP 1995-2000 zur Analyse von Überschuldungskarrieren in Österreich) durchgeführt.