Jüngste Schätzungen legen den Schluß nahe, daß die Währungsreserven des Eurosystems im Ausmaß von bis zur Hälfte des aktuellen Standes reduziert werden könnten. Kein Konsens hingegen besteht bezüglich der besten Variante zum Abbau des Reserveüberschusses; de fakto gibt es kaum Studien, die sich mit dieser Frage beschäftigen.
Mit diesem Projekt soll ein Beitrag zur Schließung dieser Lücke in der Literatur geleistet werden. Potentielle Brutto-Wohlfahrtsgewinne müssen dabei einerseits gegenüber verringerten Erträgen aus den Reserven abgewogen werden, andererseits gegenüber möglichen Gefahren für die finanzielle Stabilität und die Preisstabilität. Letzterer Aspekt ist auch aus rechtlicher Sicht von Relevanz, da bestimmte Reservetransaktionen (wie signifikante Reservereduktionen) durch die nationalen Zentralbanken (NZBs) der Genehmigung durch die Europäische Zentralbank (EZB) bedürfen. Diese Genehmigung kann verweigert werden, wenn der Vorschlag zum Reserveabbau mit der Geld- und Wechselkurspolitik der Gemeinschaft inkonsistent ist. Ganz allgemein sind ökonomische und juristische Aspekte des Forschungsprojektes weitreichend miteinander verbunden, was einen interdisziplinären Ansatz erfordert. Die wesentlichen Ziele dabei sind:
- Ein systematischer Überblick über die Möglichkeiten zum Abbau überschüssiger Reserven und eine Analyse der Probleme bei der "Aufteilung" des Reserveüberschusses
- Basierend auf bestehenden Schätzungen der Höhe des Reserveüberschusses die Analyse der ökonomischen Effekte unterschiedlicher Alternativen zum Reserveabbau
- Eine Analyse des rechtlichen Rahmens und der Kompetenz- und Machtverhältnisse zwischen den verschiedenen Akteuren (EZB, NZBs, Regierungen) auf europäischer und nationaler Ebene
- Eine Analyse der Konsistenz der vorgeschlagenen Alternativen zum Reserveabbau mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und der rechtlichen Streitbeilegungsmechanismen zwischen der EZB und den nationalen Regierungen