Um die Wirkung der WMS auf Bezieher*innen festzumachen, wurden Informationen aus drei unterschiedlichen Perspektiven gesammelt, indem (1) Interviews mit Expert*innen aus der Sozialwirtschaft (zB aus Beratungsstellen), (2) Sozialarbeiterinnen und Referent*innen aus den Sozialzentren der MA 40 und (3) schließlich den Bezieher*innen selbst geführt wurden. So sind für die Auswertung aus insgesamt 34 Interviews mehr als 760 Seiten Information zusammengekommen.
Den Schwerpunkt der Studie bilden die Analysen der Lebensgeschichten der 18 Bezieher*innen, darunter 3 Asylberechtigte und 2 Menschen mit schwerer Behinderung: beides Gruppen, für die die WMS eine garantierte Leistung ist. Die restlichen 13 Personen haben einen häufig langen Weg hinter sich, der sie in das letzte soziale Netz der Stadt Wien geführt hat, aber auch während des WMS-Bezugs nachwirkt und so dazu beiträgt, dass viele Befragte über lange Zeit hinweg von der WMS abhängig bleiben. Wir konnten fünf unterschiedliche Wege in die WMS identifizieren:
Weg 1 - Systemsprenger*innen (junge Menschen, deren komplexe Probleme das Hilfesystem überfordern)
Weg 2 – Opfer von Beziehungsgewalt (Frauen, die sich aus Gewaltbeziehungen befreien konnten)
Weg 3 - Fluchtkinder (junge Erwachsene, die als Kinder mit ihren Eltern nach Österreich geflüchtet sind)
Weg 4 – Downsized (ältere Menschen, die die Prekarisierung „ihres“ Arbeitsfelds nicht verkraftet haben)
Weg 5 – Hasardeur*innen (die aus Risikofreude eine Reihe „falscher“ Entscheidungen getroffen haben)
Psychische Probleme stellen sich bei vielen Bezieher*innen früh ein und begleiten sie ein Leben lang.
Psychische Gesundheit ist eine Voraussetzung für eine nachhaltige Armutsbekämpfung. Die Interviews legen allerdings nahe, dass psychosoziale Problemlagen weder in den Sozialzentren noch beim AMS ausreichend berücksichtigt werden. Dort scheint es mehr um eine schnelle Qualifikation und (und damit oft kurzfristige) Arbeitsmarktintegration zu gehen als um das Herstellen einer langfristig wirksamen Beschäftigungs- oder Qualifizierungsfähigkeit. Hier gibt es eindeutig Handlungsbedarf.