Philanthropisches Engagement von High-Net-Worth Individuals – Eine Analyse von persönlichen und situativen Determinanten

In einem Zeitalter steigender sozioökonomischer Ungleichheiten gewinnt private Philanthropie von vermögenden Personen (High-Net-Worth Individuals, kurz HNWI) zunehmend an Bedeutung. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die persönlichen und situativen Determinanten zu erforschen, die auf dieses Engagement unter HNWI fördernd oder hemmend Einfluss nehmen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden mithilfe der qualitativen Literaturrecherche relevante Faktoren identifiziert. Dazu herangezogen wurden Publikationen mit einem empirischen Ansatz, vorrangig basierend auf qualitativen und quantitativen Befragungen von HNWI. Die Ergebnisse wurden gemäß den Forschungsfragen in persönliche und situative Determinanten unterteilt, wobei diese im Rahmen der vorliegenden Arbeit respektiv als primär vom Individuum selbst ausgehend (persönlich) und von außen auf das Individuum einwirkend (situativ) verstanden werden. Den prägenden persönlichen Faktoren konnten prosoziale Motive, psychologische und soziale Nutzenvorteile, die subjektive Wahrnehmung der eigenen finanziellen Sicherheit, ein Pflichtbewusstsein gegenüber der Gesellschaft, Konfliktvermeidung, Erbschaftsüberlegungen und ein Wunsch nach Wirkung und Einflussnahme zugeordnet werden. Die situativen Determinanten beinhalten die Art der Vermögenserlangung, die Sozialisierung in Kindheit und Jugend, soziale Netzwerke und Normen innerhalb der Peer Group, die Reputation des Nonprofit-Sektors, steuerliche Anreize sowie der Zugang zu geeigneter Information. Als besonders bedeutend tritt hier in mehreren Faktorkategorien der Wunsch nach (messbarer) Wirkung sowie aktiver Beteiligung und Kontrolle hervor. Ebenso scheinen in mehreren Motiven Versuche der Legitimation des eigenen Reichtums auf. Dadurch wird auch das Spannungsfeld beleuchtet, in dem Philanthropie zwischen Redistribution und Reproduktion agiert.