Klimadebatte und Postdemokratie: Zur gesellschaftlichen Bewältigung der Nicht-Nachhaltigkeit

Publication: Scientific journalJournal articlepeer-review

Abstract

Die Anerkennung der Notwendigkeit eines radikalen Wandels, verbunden mit der festen Entschlossenheit, den Status quo in seinen konstitutiven Prinzipien um jeden Preis zu verteidigen, betrachtet der Verfasser als eine Form der ökologischen Kommunikation. Diese kann als eine gesellschaftliche Praxis interpretiert werden, die hilft, mit dem Dilemma gegensätzlicher, aber gleich starker Bindungen umzugehen und mit der stillschweigenden Erkenntnis zu leben, dass es fortgeschrittenen Konsumentendemokratien an beidem mangelt, an der Fähigkeit und dem politischen Willen zur Nachhaltigkeit. Diese Kommunikation ist das funktionale Äquivalent zu den ritualisierten Bekenntnissen zu demokratischen Idealen, der lautstark vorgetragenen Kritik an Demokratiedefiziten und den fortgesetzten Ankündigungen von demokratischer Erneuerung, die den Umstand zu bewältigen helfen, dass moderne Konsumentendemokratien sich nicht nur in der institutionalisierten Praxis, sondern auch ideell längst von dem in diesen Diskursen evozierten Verständnis von Demokratie verabschiedet haben. Zwar wäre es unangemessen, solche Selbstbeschreibungen und Kommunikationsformen als bewusste Strategien zu verstehen, doch die stetige kommunikative Wiederbestätigung der Verpflichtung zu einer Politik der Nachhaltigkeit kann sehr wohl als eine Art gesellschaftliche Selbstillusionierung begriffen werden, die bei dem unausgesprochenen Projekt, das als nicht-nachhaltig Erkannte dennoch zu erhalten, von zentraler Bedeutung ist.
Original languageGerman (Austria)
Pages (from-to)46 - 64
JournalTransit. Europäische Revue
Issue number36
Publication statusPublished - 2008

Austrian Classification of Fields of Science and Technology (ÖFOS)

  • 405004 Sustainable agriculture

Cite this