Nachhaltigkeit: Ein erschöpftes Paradigma und ein Blick in die kommende Gesellschaft

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Abstract

Nachhaltigkeit ist ein diskursiver Masterframe, der umwelt- und klimapolitische Debatten seit der Wende zu den 1990ern hegemonial prägt. Heute verliert der Begriff allerdings seine mobilisierende und richtungsweisende Kraft. Sein besonderer Reiz lag darin, dass er eine grundlegende Transformation und Ökologisierung moderner Gesellschaften in Aussicht stellte, gleichzeitig aber auch eine Weiterführung der bekannten Logik der Entwicklung und Modernisierung versprach. Der Grund für das Verblassen dieses Leitbildes liegt in dem Versuch, Nachhaltigkeitspolitiken durch Entpolitisierung und Verwissenschaftlichung größere gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern. Normative Fragen wurden dabei stets in den Hintergrund gestellt und die Logik und Strukturen des Status quo somit letztlich immer verlängert. Im Anthropozän zeichnet sich eine Tendenz ab, dass an die Stelle zentraler Konzepte, wie gesellschaftlicher Fortschritt, Emanzipation und Demokratisierung, die für das Nachhaltigkeitsparadigma noch konstitutiv waren, Ideen der Resilienz, der Anpassung und des Arrangements mit unvermeidbaren sozial-ökologischen Verwerfungen treten. Aus der Perspektive hergebrachter ökoemanzipatorischer Werte ist das ein traumatisches Szenario. Für diejenigen, die diese Werte zugunsten heutiger Vorstellungen von Freiheit und Selbstverwirklichung gern verabschieden würden, bedeutet das eine Befreiung.
Original languageGerman
Title of host publicationUrbane Transformation durch soziale Innovation
EditorsChristian Peer, Emanuela Semlitsch, Simon Andreas Güntner, Mara Haas, Andreas Bernögger
Place of PublicationWien
PublisherTU Wien Academic Press
Pages169
Number of pages174
ISBN (Print) 978-3-85448-064-8
DOIs
Publication statusPublished - Jun 2024

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